Dronrella oder Cinderröschen?
Säuglinge und Kleinkinder haben alle eins gemeinsam, Sie haben die Gabe mit dem Herzen zu sehen. Wir alle hatten diese Gabe, aber nur ein Bruchteil hat sie nicht verlernt. Da einem aber keiner sagen, geschweige denn beibringen kann, wie man mit dieser Gabe umzugehen hat, oder sie sogar einsetzt, ist jeder auf sich gestellt.
Wenn man mit dem Herzen sieht, sieht man Dinge die einen ganz schnell an den Rand des Wahnsinns treiben können, in aller Regel schießt man aber weit übers Ziel hinaus, und landet mitten drin.
Mit dem Herzen sehen, heißt aber auch in andere Herzen blicken. Trifft man nun auf jemanden der auch mit dem Herzen sieht, glaubt man in einen Spiegel zu sehen, und sein eigenes Elend zu erblicken, ohne zu bemerken das es nie einen Spiegel gegeben hat.
Mit jeder Verletzung die man sieht oder selbst erleidet wird die Mauer höher, um das Elend der anderen draußen zu halten, um selbst zu entscheiden wann man wieder fähig ist sich hinaus zu trauen. Inzwischen ist eine Hecke um unsere Mauer empor gewachsen, die die Wunden die die Mauer hat verbergen. Mit dem Wissen das man einen sicheren Ort hat an den man sich retten kann, geht man mit offenen Augen und offenen Herzen durchs Leben. Man sieht und leidet und erträgt immer mehr, weil man sich einredet man könne jeder Zeit flüchten. Sollte man sich dann wirklich einmal zur Flucht entscheiden, humpelt man als Cinderella los, und kommt total ausgebrannt als Dornröschen an, weil man vor Jahren schon den gläsernen Schuh verlor, und ihn niemand wieder brachte. Anfänglich hielt man noch Ausschau nach seinem Schuh und dessen verbleib, später hat man gelernt mit nur einem zu schreiten. Man probiert andere Schuh die unseren Weg kreuzen, mit der Feststellung das es nicht unserer ist weil er einfach nicht passt und unbequem ist. Die Ruhephasen werden immer länger, die Spaziergänge immer kürze und man richtet sich gemütlich hinter seiner verwachsenen Mauer ein. Ab und an bittet man einen vorbeikommenden zu sich herein, um wieder zu merken das es richtig war nicht mehr nach draußen zu gehen. Eines Tages, ganz unverhofft, klopft es an der Türe. Nichts ungewöhnliches, da es ab und an immer wieder mal vorkam dass einer sich erinnerte wo deine Türe zu finden ist, öffnet man sie. Man erwartet ein Herz, nur ein einfaches Herz! Aber das gegen über sieht dir nicht nur in die Augen, wie üblich, sondern in Dein Herz, dein eigenes Herz. Sein Blick ist so tief das er dich regelrecht durchdringt und all die Erschöpfung und Ausgebranntheit fällt mit einen Schlag ab, dem ersten richtigen Herzschlag seit dem errichten der Mauer, die inzwischen so marode geworden ist das sie mit jedem weiteren Schlag in sich zusammen bricht und nur die Hecke zurückbleibt die sie über all die Jahre zusammengehalten hat. Vergessen wie schön es draußen eigentlich sein kann, genießt man die Sonnenstrahlen die durch die Hecke strömen, und erinnert sich urplötzlich welches sehende Herz da anklopfte. Überwältigt von der Energie und dem guten Gefühl das eigene Herz wieder schlagen zu sehen und auch zu spüren, über sieht man dass das andere Herz etwas in der Hand hält. Gemeinsam erinnert man sich an vergangene Tage, das gemeinsam gelebte und wie sich unsere Herzen ansahen. Plötzlich erkannte man den Gegenstand in der Hand des anderen,…. Es war unser gläserner Schuh den wir verloren, und ganz unbemerkt, ganz heimlich streifte das sehende Herz uns unseren Schuh wieder über, und es war für den Moment, als wäre es nie anders gewesen. Doch es war anders, total anders, und doch wie damals. Kräftig, belebt und wacklig auf den Beinen war man wieder in der Lage das Leben und das Sein aus einer anderen Perspektive zu sehen und zu leben, den man wusste das andere sehende Herz wird uns stützen, und gegebenenfalls auffangen wenn wir die ersten wackeligen Schritte zurück ins Leben stolpern. Denn es küsste uns aus einen Dornröschenschlaff, den Cinderella verursachte.
feuerfluegel am 10. Juni 13
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