Sonntag, 10. Mai 2015
Der Schmerz…..
Es ist schwer zu erklären, und alle Vergleiche sind nichts, denn die wenigsten können es überhaupt im Ansatz auch nur verstehen, geschweige denn nachvollziehen.
Immer wieder fragt man mich, ob ich den Schritt wieder gehen würde, nach allem was ich heute weiß. Ja! Denn das Fehlen meiner Brust, ruft mit schmerzlich, jeden Tagen mehr, ins Bewusstsein, wie wichtig es für mich ist, mich „ganz“ zu fühlen. Das war damals schon ein Druck der ständig wuchs, und nur durch das Wissen, das ich auf dem Weg bin, zu ertragen war, mit ganz viel Halt und Liebe durch meine Eltern. Das bewahrte mich vor dem Leiden, und ließ mich glücklich werden.
Ich habe damals schon einen sehr hohen Preis dafür bezahlt, aber bin ich bereit diesen noch einmal zu zahlen, und hab ich die Kraft dazu das nochmal durchzustehen? Der Satz: „Ein Mammakarzinom kann nicht ausgeschlossen werden.“ War irgendwie der Stoß des Dolches in mein Herz, und Erlösung in einem. Ich hatte mich entschieden! Wäre es Krebs gewesen hätte ich eine Behandlung abgelehnt.
Denn ich leide.
Wie kann man einem nicht betroffenen sowas nahe bringen? Selbst geborene Frauen können dies nur bedingt, denn sie mussten nie Ihr Frausein in Frage stellen. Eine Mastektomie erschüttert das Ego und ganz enorm die Weiblichkeit, aber nicht das Frausein! Bei mir ist das anders. Es stellt nicht nur meine Weiblichkeit in Frage, sondern MEIN Frausein! Auch wenn mein Umfeld versucht mir Halt und Liebe zu geben, füllt es nicht die Leere in mir, denn mein Empfinden und meine Erscheinung sind nicht mehr eins, nicht mehr in Einklang,….für mich.
Als wäre das nicht schon genug, darf ich mich auch noch mit der Liebe zu einem Menschen rumärgern. Dummerweis würde dieser Mensch an meiner Seite, genau die Leere füllen die ich verspüre, nur ist es heute wohl dasselbe Problem wie es schon 20 Jahren war. Denn die letzte Nacht mit Ihm machte mir deutlich, warum ich diesen Weg ging. Durch diese Liebe wurde mir aber auch wieder bewusst, dass ich wohl nie gut genug sein werde, um das Recht zu haben und auch einzufordern, ebenfalls geliebt zu werden. Leider weiß ich durch meine Erfahrungen dass es nicht besser wird. Die Gesellschaft machte in diesem Punkt einen Rückschritt und ist nicht mehr so offen und Tolerant wie vor 20 Jahren.
In meinem Umfeld sind Freunde die mich seit Jahrzehnten begleiten und mit der Thematik mitgewachsen sind, und dadurch einen besseren Einblick haben als die die keinerlei Berührungspunkte haben. Auch wenn fast alle immer wieder zu mir sagen das ich ein toller Mensch bin, und ich auf die Meinung anderer Pfeifen soll, vergessen sie das ich das seit Anbeginn so Handhabe, und mir langsam meine Kräfte ausgehen um es auch weiter so zu Handhaben.
Nichts geschieht ohne Grund, davon bin ich überzeugt! Was mir aber meine derzeitigen Fragen nicht wirklich beantwortet. Als das alles mit meiner Brust so schief lief sagte ich mir immer, irgendwann wirst du wissen wozu das alles gut ist. Heute weiß ich dass man den Tumor so nicht gefunden hätte, und es mit großer Wahrscheinlichkeit Krebs geworden wäre. Irdendeine Aufgabe habe ich hier noch… nur welche?

Mai 2015